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Lyrik

singapur

die schwalbe flog nach singapur
man konnte ihr nicht raten
sie hatte grad nichts andres vor
und wollte auch nicht warten

sie wandte sich zunächst nach süd
und später richtung westen
abends sang sie froh ihr lied
auf kargen dürren ästen

sie kam an einen ozean
und guter rat war teuer
das meer zog sie so gar nicht an
es war ihr nicht geheuer

sie machte kehrt am donnerstag
und steuerte nach osten
wo immer singapur auch lag
sie scheute keine kosten

an einem weiher im tessin
wo es im busch so piepte
gewahr sie eine amselin
in die sie sich verliebte

die beiden reisten nach shanghai
und vögelten da täglich
sie brüteten im nächsten mai
das leben war erträglich

© all rights reserved byMark Max Henckel

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karussell

ich wollte ich führe
einmal karussell
es drehte im kreise
und sauste ganz schnell
zum himmel hinauf
in luftige höh
damit ich die wälder
von oben besäh
und wieder hinab
durch rauschenden wind
vorbei an den menschen
die unten noch sind
die beine die flögen
durchs heitere blau
ich hielte mich fest
und ich wüsste genau
es wäre kein traum
ich könnte ja fliegen
mit kribbeln im bauch
die nachtigall kriegen
ich sähe zu dir
doch du sähest mich nicht
schon wär ich vorbei
und flöge ins licht

© all rights reserved. Mark Max Henckel

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spatzengehirn

ich wollte ich wäre
ein spatzengehirn
ich ließe es hüpfen
flattern und flirrn

ich ließe es plustern
spreizen und wachsen
ließe es schnäbeln
picken und knacksen

ich ließe es piepsend
die weibchen behopsen
und suchte kollegen
das würmchen zu mopsen

ich ließe es tschilpen
rauh oder mild
und ließe es sausen
fröhlich und wild

© all rights reserved. Mark Max Henckel

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pfirsichmond

ich hol den roten pfirsichmond
vom himmel in den keller
ich schlag ein wenig fester dann
und auch ein wenig schneller

ich richte deine kleine gier
dein zeter
deinen stolz
ich zähle noch einmal bis vier
mit diesem hellen holz

ich färbe dich
ich gebe dir
du darfst mir das gleich danken
denn offenbar entfernen sich
die schmutzigen gedanken

wie weich du bist
wie wunderbar
so ehrlich hingesunken
das ist der lohn für all die müh
von sinnen sanft und trunken

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heute will ich schlüpfrig sein

es sprießt
an meinem stamm
ein ast
gedeihet stolz
und ohne hast
zu einem wunderbaren
mast
der grad in deine
vase passt
noch eh du dich
versehen hast
sei also gut
zu deinem gast

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sie

sie wirkt auf manche
wie ein herztee
wieder andre
wern verrückt

in ihren haaren
wächst der märzklee
aus ihren augen
springt das glück

sie schmeckt im dunkel
wie ein zimtstern
und fördert durst
nach frischem quell

sie hat auch habenichtse
gern gern
und ihr lachen
ist so hell

ihre stimme klingt
wie balsam
ihr gesang
so fabulös

ihr schritt macht
kalte hallen knallwarm
kerle schwanken
ganz nervös

verstaubte äcker
macht sie fruchtbar
ihr kleid ist ohnedies
der nil

ihre aura macht
die luft klar
sie ist ein traum
und doch ein ziel

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komm lieber mai wir machens

im frühling wallen säfte
befüllen schaft und schäfte
umspülen die synapsen
geschlechter wie sie japsen
im glühenden entzünden
des triebes schatz zu finden
das leuchten in den augen
und schmatzen oder saugen
da jucken dunkle stellen
und hitzestaue wellen
dem wunsche sich zu paaren
mit genen nicht zu sparen
kann kaum wer sich erwehren
man möchte sich verzehren
verspeisen und vernaschen
den stoß ins glück erhaschen
dem frühling sich ergeben
und leben leben leben

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frühlingshut

die bäumchen schlagen aus
der frühling kommt am haus
die blüten sprießen leicht
der bibberwind der weicht
die sonne schießt ihr licht
ins wintergraugesicht

die matzen und die spatzen
und alles vieh mit tatzen
die tanzen um die schranzen
die dort was flieder pflanzen
jetzt wird es wieder gut
frühling ist mein schönster hut

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